Finanzierung mit Venture Capital – wie viel Geld soll ich aufnehmen?
Jannis Friedag, Investment Manager bei bmp, schreibt über die passende Finanzierungshöhe.
Zusammenfassung: Die Höhe der anzustrebenden Finanzierung ist abhängig von vielen verschiedenen, z.T. individuellen Einflussfaktoren. Wichtig ist zum einen die Cash-Reichweite; das Geld sollte i.d.R. 15 Monate reichen – in dieser Zeit sollte man in Vorbereitung einer weiteren Runde dann entsprechende Meilensteine (Kunden, Entwicklungsziele, etc). erreichen. Auch sollte man beachten, dass in frühen Runden nicht zu viele Anteile abgegeben werden und es ist empfehlenswert sich zu informieren, welche Investoren gerade mit welchen Ticketgrößen in die jeweiligen Unternehmensphasen investieren.
Bei bmp Ventures kommen wir täglich mit Gründern ins Gespräch – oft geht es um die Finanzierung von Unternehmen. Dabei kommt oft die Frage auf, wie viel Geld man denn nun aufnehmen soll. Leider gibt es dafür keine pauschal richtige Antwort, wir wollen aber in diesem Blogbeitrag ein paar Einflussfaktoren aufzeigen.
Zuerst müsst ihr natürlich eine Finanzplanung aufstellen, mittels derer ihr ermittelt, wieviel Geld ihr ausgebt und was ihr plant einzunehmen. Dabei überschätzen viele Gründer leider wie schwer es in der Anfangsphase sein kann Umsätze zu generieren und vergessen ein paar Kosten. Seid daher hier nicht zu optimistisch.
Cash-Reichweite
Euer Businessplan weist aus, wie viel Geld ihr pro Monat für die Anschubfinanzierung benötigt. Einige Geschäftsmodelle benötigen sehr lange, bis sie „Cash-Break-Even“ sind – VCs investieren aber meist in frühen Unternehmensphasen nicht gleich mehrstellige Millionenbeträge. Eine Grundregel lautet, dass man mindestens 15 Monate mit dem Geld hinkommen sollte. Ansonsten müsst ihr Euch bald wieder um neues Geld kümmern und könnt Euch nicht auf das Business konzentrieren.
Meilensteine
Bei der Entwicklung Eures Unternehmens werdet ihr verschiedene, große Meilensteine durchlaufen: die erste Beta-Version, der erste Großkunde, 10.000 User oder der Erfolg von klinischen Trials. In der zweiten Finanzierungsrunde wird man Euch nach euren bisherigen Leistungen beurteilen – ihr solltet also in der jetzigen Situation so viel Geld aufnehmen, dass ihr dort einen „Track-Record“ vorweisen könnt um dann komfortabler in die Gespräche gehen zu können – mit Erfolgen könnt ihr dann besser verhandeln!
Bewertungen
In frühen Unternehmensphasen sind die Bewertungen in der Regel geringer – ihr müsst also für ein identisches Investment deutlich mehr Prozente am Unternehmen abgeben oder zusätzlich noch eine stille Beteiligung aufnehmen. Eine Grundregel ist, dass VCs gerne Teams sehen, in denen die Gründer noch motiviert sind „Vollgas“ zu geben – entsprechend wollen wir, dass ihr auch deutlich mehr als 50% am Unternehmen haltet. Zudem solltet ihr im Hinterkopf behalten, dass es wahrscheinlich weitere Finanzierungsrunden geben wird in denen ihr weiter verwässert werden – und euer Anteil damit geringer wird.
Geld-Angebot
Wenn ihr Geld aufnehmt, dann solltet ihr Euch auch ansehen, mit wem ihr sprecht. Business Angels investieren in der Regel eher fünf- bis sechsstellige Beträge. Venture Capital-Gesellschaften haben meist Mindestinvestmentgrößen – i.d.R. 0,25 oder 0,5 Mio. EUR in frühen Phasen. Kleinere Investments sind vom Verwaltungsaufwand her für VCs schwer abbildbar – denn die Prüfung und Begleitung ist gleich aufwändig wie wenn wir 1 Mio. EUR investieren. Wir investieren beispielsweise ab 300 TEUR.
Wie ihr seht gibt es einige Faktoren, die man in den Entscheidungsprozess mit einbeziehen sollte. Mit dem Finanzplan, einer Produktroadmap und ein wenig Wissen über aktuelle Finanzierungsrunden auf dem Markt ausgestattet kann man so ein (oder auch mehrere) Szenario entwickeln, das ein Unternehmen bis zum Cash-Even bringen kann.