12. Oktober 2025

Von Google AI Mode, über ChatGPT bis Grok: Wie dein Start-up in der KI-Ära gefunden wird

Die Suche wandelt sich: Von blauen Links zu KI-Antworten. Erfahre, warum dies für Start-ups eine einzigartige Chance ist und wie ihr mit AI Visibility eure Zielgruppe erreicht.

Sebastian Wicke_Solokarpfen
Sebastian Wicke, CEO Strategie Solokarpfen

Suchmaschinen mit langen Suchtrefferseiten (SERPs) waren jahrzehntelang das Tor zum Internet. Doch Nutzer wenden sich zunehmend an KI-Modelle, die direkte Antworten statt Links liefern. Laut Capgemini nutzten 2024 bereits 58 Prozent der Konsumenten Gen-AI-Tools für Produkt- oder Serviceempfehlungen – ein Anstieg von 25 Prozent zum Vorjahr. ChatGPT hat die Suche promptfähig gemacht, und mit AI Mode setzt Google endgültig das Zeichen: Die Zukunft priorisiert Antworten in natürlicher Sprache statt Links.

Für Start-ups bedeutet das: Klassische SEO-Taktiken wie Keywords und Backlinks verlieren an Relevanz. Entscheidend ist eine klare digitale Identität, die KIs als vertrauenswürdige Quelle erkennen. Wer auf Suchanfragen wie „innovative Climate-Tech-Start-ups in Europa mit Fokus auf Automotive“ als Antwort erscheint, gewinnt die Aufmerksamkeit – und die Chance auf Conversion. Gerade für spezialisierte Unternehmen oder solche mit einem klaren USP liegt hier eine neue Chance.

Wie KI „denkt“ – und warum das relevant ist

Um in dieser neuen Realität sichtbar zu bleiben, müssen Marken verstehen, wie KI-Modelle Wissen konstruieren. Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT oder Gemini – die Grundlage für Googles AI Mode – „denken“ nicht in Keywords, sondern in Bedeutungsräumen. Sie zerlegen Anfragen in viele Teilfragen (Query Fanout) und synthetisieren Antworten aus zwei Ebenen:

  • Training Data: Statische Quellen wie Wikipedia oder Reddit, die langfristig beeinflussbar sind.
  • Web-Grounded Data: Aktuelle Inhalte aus Websites, Foren, Reviews oder Social Media, die kurzfristig gestaltet werden können.

Die entscheidende Erkenntnis: KIs betrachten die Marke als Ganzes.

Ein veralteter Wikipedia-Eintrag, negative Bewertungen auf Trustpilot oder fehlende Quellen können die Wahrnehmung stärker beeinflussen als perfektes Onpage-SEO. Sichtbarkeit entsteht im digitalen Ökosystem – nicht nur auf der eigenen Website.

Von SEO zu AI Visibility: Der nächste Evolutionsschritt

Wer sich mit AI Visibility beschäftigt, erkennt schnell: Es geht nicht um neue Tools, sondern um eine neue Perspektive auf Marke und Relevanz.

  • Von Keywords zu Prompts: Entscheidend sind die Fragen, die Nutzer KI-Modellen stellen.
  • Von Traffic zu Vertrauen: Relevanz zeigt sich in Erwähnungen, nicht in Klicks.
  • Von Onsite zu Offsite: Sichtbarkeit entsteht durch Website, Reviews, PR, Social Media und Community.
  • Von Ranking zu Recommendation: Marken müssen so kommunizieren, dass KIs sie als glaubwürdige Quelle auswählen.

Brand Authority ersetzt Domain Authority. Digitale Vertrauenssignale wie Konsistenz, Zitierfähigkeit, Transparenz und positive Resonanz werden zur Währung.

Wie Start-ups ihre AI Visibility gezielt stärken

Die gute Nachricht: Start-ups mit klaren Alleinstellungsmerkmalen (USPs) haben größere Chancen als je zuvor. Während große Marken bei generischen Anfragen präsent sind, punkten spezialisierte Anbieter bei gezielten, problemorientierten Fragen.

Positionierung schlägt Größe. Wer seine Nische präzise besetzt und Vertrauen über glaubwürdige Quellen aufbaut, wird von KIs im Laufe der Customer Journey schnell und effektiv als „beste Antwort“ an die Oberfläche gespült.
Konkrete Schritte für Start-ups:

    1. Prompts verstehen: Analysiert, welche Fragen eure Zielgruppe stellt, z. B. mit Tools wie AnswerThePublic, Google Search Console (gefiltert nach langen Anfragen) oder Grok. Ziel: In relevanten Kontexten als Antwortgeber positioniert sein.

    2. Sichtbarkeit und Sentiment messen: Nutzt Tools wie Peec AI, SEMrush, Ahrefs oder Brandwatch, um euren AI Share of Voice – die Präsenz und Wahrnehmung eurer Marke in KI-Antworten – zu messen. Testet regelmäßig Anfragen bei ChatGPT oder Perplexity.

    3. Quellen pflegen (Offpage): KIs bevorzugen Plattformen wie Wikipedia, Reddit oder Fachmedien. Haltet Wikipedia-Einträge aktuell, engagiert euch authentisch in Foren und fördert positive Bewertungen auf Trustpilot oder Google Reviews.

    4. Inhalte KI-gerecht gestalten: Erstellt faktenbasierte, strukturierte Inhalte
    (z. B. FAQs, Ratgeber) mit klaren Gliederungen und Schema-Markup. LLMs priorisieren Inhalte, die leicht paraphrasierbar sind. Nutzt Server-Side Rendering, da viele Bots JavaScript nicht verarbeiten.

Vertrauen bleibt der Schlüssel

Und noch ein Aspekt bleibt unverändert wichtig: Vertrauen. Was früher für SEO galt, ist in der Welt der KI-Empfehlungen (LLM Recommendations) noch entscheidender. Sprachmodelle gewichten glaubwürdige, externe Quellen stark – Presseberichte, Fachartikel, Kundenbewertungen und Case Studies sind das neue SEO-Gold.

Für junge Unternehmen heißt das: früh PR-Arbeit starten, unabhängige Stimmen sichern und echte Use-Cases dokumentieren. Klare, journalistisch aufbereitete Inhalte mit Mehrwert – keine austauschbaren KI-Texte – sind essenziell.

Case Study: Erfolgreich deinen AI Share of Voice verbessern

Wie wirksam dieser Ansatz sein kann, zeigt das Beispiel Popl. Das 2020 gegründete Start-up bietet digitale Visitenkarten, Lead-Capture und Contact Enrichment an. Als Popl erkannte, dass 73 Prozent der B2B-Käufer ihre Anbieterrecherche bereits über KI-Tools durchführen, stellte das Team fest: Das eigene Unternehmen war bei diesen Suchanfragen kaum sichtbar.

Die Content-Strategie wurde grundlegend neu gedacht: Alle Seiten wurden klarer, strukturierter und KI-freundlich formuliert, um von Sprachmodellen besser erkannt und verstanden zu werden. Das Team hat relevante Prompts konsequent analysiert und gezielt auf Brand Mentions und Markenpositionierung hin optimiert.

Brand Mentions und Markenpositionierung Popl

Das Ergebnis: Die Sichtbarkeit stieg um 189 Prozent, Marken-Erwähnungen in KI-Antworten um 130 Prozent, direkte Zitate um 1.080 Prozent. Die monatlichen Leads allein aus KI-Suchen wuchsen um 38 Prozent. Mittlerweile ist das Unternehmen Marktführer in ihrem Marktsegment.

Der Fall Popl zeigt, wie sich durch gezielte Optimierung für Sprachmodelle nicht nur die Sichtbarkeit, sondern auch die Qualität und Volumen von Leads deutlich steigern lassen – sowohl direkt aus KI-Antworten als auch nach KI-Recherche mit spürbar höheren Conversion-Raten über andere Kanäle.

Fazit: Positionierung, nicht Größe, entscheidet

AI Visibility ist keine Zukunftsvision, sondern Realität. Für Start-ups ist es die Chance, an der Spitze der neuen Suchlogik sichtbar zu werden. Wer in strukturierte Daten, eine klare digitale Identität und hochwertige Inhalte investiert, erscheint in den Antworten von ChatGPT, AI Mode und Co. – und erreicht so Investor:innen, Partner:innen und Kund:innen. Positionierung, nicht Größe, entscheidet.

Ein Gastbeitrag von Sebastian Wicke, Geschäftsführer der Kreativ- und Media-Agentur Solokarpfen. Das Team kombiniert Markenverständnis, technisches Know-how sowie journalistische DNA, um Start-ups und Scale-ups im KI-Zeitalter zukunftsfähig zu positionieren.
Kontakt: sebastian.wicke@solokarpfen.de